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Bücher über kleine, große und fremde Welten

Die Vorstadtkrokodile

Die Welt erobern, Abenteuer erleben, Verbrecher stellen und die Schwachen beschützen – für die meisten Jungs zwischen 11 und 14 sind diese Dinge fast Alltag. Nicht so für Kurt. Er ist zwar ferkelschlau, hellwach und mit allen Wassern gewaschen, sitzt aber im Rollstuhl. Daher kann er von allen möglichen Heldentaten nur träumen. Kinderbuchautor Max von der Grün erschuf mit Kurt quasi den „theoretischen“ Schützen – er würde gern alles auf einmal erleben und hat tausend Dinge im Kopf, aber mit der Umsetzung hapert’s. Zumindest bis er die „Vorstadtkrokodile“ trifft…

Einsamer Wächter der Nacht

Nacht für Nacht sitzt Kurt mit seinem Fernglas am Fenster seines Zimmers und beobachtet die Nacht. Nicht, weil dort besonders viel passieren würde, sondern weil Kurt unter Schlaflosigkeit leidet. Da er sich kaum bewegt, ist er abends nicht müde. Und während alle anderen ihre erschöften Muskeln pausieren lassen, schiebt er Wache.

Und wie er da so sitzt und sinniert, sieht er plötzlich etwas Unerhörtes: Eine Handvoll Motorradfahrer bricht doch tatsächlich in den Supermarkt gegenüber ein. Das  kann doch nur … das müssen doch … Kurt kann es nicht fassen, aber es gibt eigentlich keinen Zweifel – offensichtlich beobachtet er genau die Einbrecherbande, die seit Wochen die Stadt in Atem hält und der niemand auf die Schliche kommen kann! Sie räumen vor seinen Augen ihre Beute weg und er sitzt in dem Scheißrollstuhl und kann nichts dagegen unternehmen.

Was also tun, wem etwas davon erzählen? Seine Eltern würden ihm niemals glauben oder sich nur wieder übermäßig Sorgen machen. Und richtige Freunde hat er eigentlich nicht. Nur Hannes, der ist nett. Aber der hängt mit den Angebern der „Vorstadtkrokodile“ rum, ein paar Jungs, die sich etwas darauf einbilden, auf morsche Hausdächer zu klettern, nur um ihren Mut zu beweisen. Mmmh.

Gute Idee – der „Kroko-Deal“

Eigentlich würde ja auch Kurt gern zu den „Krokodilen“ gehören, Mitglied einer Bande sein, das wäre cool! Dann würde er vielleicht endlich was erleben. Aber was wollen die mit einem Krüppel wie ihm schon anstellen? So ein „Rollstuhlheini“ ist doch nur ein Klotz am Bein. Der kann ja nicht mal Fahrrad fahren, so wie alle anderen aus der Bande. Aber Kurt ist ja, wie eingangs erwähnt, nicht auf den Kopf gefallen. Er weiß genau, dass die „Krokos“ darauf brennen, mehr über die geheimnisvolle Einbrecherbande zu erfahren, nicht zuletzt, weil auf deren Ergreifung eine stattliche Belohnung ausgesetzt ist.

Also dealt er: Infos gegen Mitgliedschaft. Und die Reptilien merken – der Krüppel ist ja gar nicht doof. Und witzig und cool ist er auch. Und obendrein verdammt mutig. Denn was folgt, kann es mit jedem Krimi aufnehmen. Observation, Verfolgung und nicht zuletzt eine Schießerei und Kurt ist immer mittendrin. Denn was er nicht wusste und die anderen nicht wussten und vielleicht keiner weiß: Auch ein Schütze im Rollstuhl ist und bleibt ein Schütze. Er braucht nur eventuell etwas länger und ein bisschen Unterstützung. Die Entwicklung von Kurt ist in dieser Hinsicht erstaunlich – vom Abenteurer in Gedanken bis zum wortwörtlichen Schützen, der sogar mit Pfeil und Bogen umzugehen weiß.

Die schärfsten Schützen sieht man nicht

Auch wenn man es nicht vermuten würde – so einen Schützen erkennt man nicht immer auf den ersten Blick. Nur weil sie gern viel erleben und auf viele Dinge gleichzeitig Bock haben, heißt das nicht, dass sie auch immer mit voller Power dabei sein können. Manchmal sind es einfach die äußeren Umstände, die sie etwas bremsen.

Und manchmal sind es auch gar nicht die ersten in der Reihe, die sich als Schützen demaskieren. Im Hintergrund, dort, wo Pläne geschmiedet und Ideen entwickelt werden, findet sich auch der eine oder andere Abenteurer. Ganz ruhig und ohne großes Aufsehen brütet er ein ganzes Nest von coolen, waghalsigen und absolut abenteuerlichen Ideen aus, die er direkt im Anschluss und ohne zu zögern mit seinen Freunden umzusetzen gedenkt.

Interessiert? Hier die Fakten:

Titel Die Vorstadtkrokodile
Autor Max von der Grün
Seiten  154
Ausstattung Taschenbuch
Verlag dtv
Jahr 1978

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