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Bücher über kleine, große und fremde Welten

Der Herr der Ringe

Tja, wer hätte es gedacht … obwohl ja schriftlich niedergelegt ist, dass er am 22. September geboren wurde und von daher eigentlich Jungfrau sein müsste, ist er trotzdem ein Steinbock! Pflichtbewusst erfüllt er seine Aufgabe, ohne Rücksicht darauf, dass er dabei mehr oder weniger draufgeht. Verantwortungsbewusst trotz seiner Jugend achtet er nicht nur auf das ihm anvertraute Kleinod, sondern auch darauf, dass seine Freunde nicht einfach so ihr Leben für ihn hingeben. Und zuverlässig geht er seinen Weg: Frodo Beutlin.

Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, aber ich möchte doch noch ein paar Worte sagen, warum ausgerechnet Frodo (und wir reden hier von dem wirklich anständigen und mutigen Frodo aus den Büchern und nicht von dem jammernden Wasauchimmer aus den Filmen) ein Musterexemplar von Steinbock ist.

Ein sorgloser Junggeselle

Frodo ist ein fröhlicher junger Hobbit, ein Twen vielleicht in Menschenjahren. Er lebt von seinem Erbe, hat Freunde, wandert gern und interessiert sich für alles mögliche. Er ist gern im Auenland und kann sich – wie die meisten Hobbits – nicht vorstellen, jemals auszuwandern. Er wuchs als Waise auf, hatte aber Glück und wurde von seinem Onkel adoptiert, der ihm ein gutes Heim bot. Eigentlich ist er eher ein Typ, der in den Tag lebt und sich’s gut gehen lässt.

Die Geschichte lehrt uns ja, dass Frodo wie die berühmte Jungfrau zum Kinde zu dem Ring kommt, der die Geschichte bestimmt. Dem einen Ring, der dem Bösen Sauron helfen würde, die Welt komplett zu unterjochen und alle Wesen Mittelerdes in die Knechtschaft zu führen. Frodos Onkel Bilbo hinterlässt ihm das Schmuckstück – ohne zu ahnen, welches Schicksal er ihm damit aufbürdet.

Mut und Pflichtbewusstsein

Als der Zauberer Gandalf dem jungen Hobbit die Bedutung des Ringes offenbart und auch deutlich macht, dass der Ring weggebracht werden muss, um das Auenland und auch sonst die Welt nicht in Gefahr zu bringen, da kommt etwas an die Oberfläche, das man so bei dem Jungspund nicht erwartet hätte: Er ist sofort bereit, seinen Teil zur Rettung des Auenlandes beizutragen. Und als sich schließlich in Rivendell herausstellt, dass es nur einen Weg gibt, den Ring zu vernichten, zeigt sich zum ersten Mal in voller Gänze, was in dem kleinen fröhlichen wollfüßigen Gesellen steckt: Mut und Pflichtbewusstsein.

Die Reise, auf die sich Frodo und seine Gefährten begeben, ist schwer. Das Gelände ist unwegsam, über den richtigen Weg herrscht Uneinigkeit und einer der Kameraden will am liebsten den Ring und seine Macht selbst einsetzen. Frodo weiß jedoch, dass er zu dem Vulkan muss, in dessen Feuer der Ring geschmiedet wurde. Nur dort kann er vernichtet werden. Und das muss er, sonst wird nur weiteres Unheil entstehen. Frodo entwickelt ein Gespür für diesen richtigen Weg. Er hat Angst, er ist unsicher, er mag die Freunde nicht streiten sehen – und entscheidet eines Tages, dass er alleine weiter gehen will. Trittsicher wie ein Steinbock in den Alpen macht er sich auf den Weg. Begleitet wird er schließlich nur von Sam, seinem langjährigen treuen Diener und Freund, der höchstwahrscheinlich auch ein Steinbock ist, so wie er sich verhält.

Der Steinbock in uns

Und das Bewundernswerte dabei ist, dass Frodo trotz der Mühen nie aufgibt. Klar, manchmal ist er kurz davor. Manchmal hat er einfach weder Kraft noch Lust, weiterzumachen. Manchmal braucht es Sam, der ihm sagt, dass sie weitermachen. Kein Wunder. Wer von uns „verweichlichten Wohlstandsbürgern“ würde schon diese Strapazen überstehen? Aber: Wie oft erleben wir, dass Menschen scheinbar übermenschliche Kräfte und Durchhaltevermögen entwickeln, um etwa eine Krankheit zu überwinden, einem Kind oder Bedürftigen zu helfen, eine Pflicht zu erfüllen, die ihnen wichtig ist? Es geschieht immer wieder – und das ist, so wage ich zu behaupten, der Steinbock in uns. Wenn es also einmal wirklich darauf ankommt, das jeweils private Auenland zu retten: Vertraut auf euren Steinbock-Anteil und lebt ihn aus. Es lohnt sich, selbst wenn man hinterher ein anderer ist.

Interessiert? Hier die Fakten:

Titel Der Herr der Ringe
Autor J. R. R. Tolkien
Seiten 1568 gesamt
Ausstattung Softcover, 3 Bände im Schuber
Verlag Klett Cotta
Jahr 2012

Es gibt mittlerweile einige Ausgaben von Klett-Cotta, hier ist die aktuellste dreibändige Ausgabe angeführt – in der Übersetzung von Wolfgang Krege. Man kann den „Herrn der Ringe“ aber auch gut antiquarisch erwerben, auch englische Ausgaben sind ganz gut zu bekommen.


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