chairlounge

Bücher über kleine, große und fremde Welten

Happy Birthday und bleibt gesund im neuen Jahr

Liebe Leser*innen,

Die größte Show im ganzen Kosmos – Hereinspaziert zur Monsterparty

Er ist rund 1,60m groß. Da er auch noch einen Buckel hat, wirkt er viel kleiner und wird von seinem Boss Zwerg genannt. Außerdem bringt er kaum einen vernünftigen Satz heraus. Oft krank war er auch, deswegen ist seine Haut eher gelblich und die schmalen Augen und schwarzen Haare führten dazu, dass Thaddeus Flint, sein Chef, ihn Tojo nannte, hörte sich wohl japanisch für ihn an. Von seinen Eltern wurde er weggegeben – und dann von Flint gefunden. Seitdem lebt er bei ihm, meist wird er als „Leibwächter“ vorgestellt, denn Tojo kann sich nicht vorstellen, woanders zu leben. Er wüsste gar nicht, wie und wovon. Er ist belesen, kommt mit fast allen gut klar, als „Ausstellungsobjekt“ taugt er nichts, denn „Bucklige erzeugen nur Mitgefühl“, wie Flint meint. Aber auch wenn Tojo mit den meisten gut klarkommt und eigentlich immer will, dass alles nett und freundlich abläuft, scheut er sich dennoch nicht, seinem Chef seine Meinung mitzuteilen – auch wenn der das meist ignoriert.

Thaddeus Flint ist Besitzer eines Jahrmarkts. Dazu gehören Imbissbuden, ein paar Fahrgestelle, eine Striptease- und eine so genannte Freak Show. Ja, wir sind in einem Amerika, in dem es das noch gibt: Menschen mit besonderen Merkmalen ausstellen bzw. Leute auszustellen, die sich so anmalen, verkleiden etc., dass sie aussehen, als seien sie körperlich „anders“, was auch immer das bedeutet im Einzelfall. Und die Stripperinnen sollten am besten nicht nur strippen, sondern sich auch angrapschen und küssen lassen. Vorausgesetzt, die Polizei ist ausreichend geschmiert, so dass sie wegguckt und nicht prüft, ob die Frauen wirklich nur ihre Hüllen fallen lassen. Flint ist Geschäftsmann und will, dass alles läuft wie geschnitten Brot, und gibt den knallharten Macker. Außerdem vögelt er alles, was nicht bei „drei“ auf dem Baum ist. Schräg? Ja, aber es kommt noch „besser“.

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Heaven

Die Schule kann ein ziemlich beschissener Ort sein. Ein 14-jähriger Junge aus Japan und seine gleichaltrige Mitschülerin Kojima erfahren das im Roman Heaven täglich und wortwörtlich am eigenen Leib. Sie sind bei ihren Mitschüler*innen aus irgendeinem Grund durch den Akzeptanztest gefallen und werden seitdem gemobbt. Fast täglich werden sie gedemütigt, erniedrigt oder psychisch und physisch misshandelt. Ihren Peiniger*innen stehen sie hilflos gegenüber, aber es gelingt ihnen, miteinander eine komplizierte Freundschaft aufzubauen, die ihnen zumindest eine Zeitlang den Rücken stärkt.

Alles beginnt mit Zetteln, die der jugendliche Erzähler ohne Namen eines Tages in seinem Schulpult findet. Kurze Nachrichten stehen darauf, Fragen wie „In welches Land würdest du gern reisen“ und Ähnliches. Erst ist der Erzähler misstrauisch – logisch, könnten doch die Briefe eine weitere Falle sein, in die er nicht hineintappen möchte. Aber irgendwann ist die Versuchung – oder die Einsamkeit – zu groß und er antwortet. Auf diese Weise lernt er Kojima kennen. Sie geht in die gleiche Stufe wie er und wird von ihren Schulkamerad*innen ebenso gemobbt wie er. Ganz behutsam bildet sich die Freundschaft zwischen den beiden.

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Hard Land

Südstaatenamerika, Kleinstadt, 1980er Jahre: Der 15-jährige Sam ist Außenseiter, seine Mutter schwer krank, seine ältere Schwester in Hollywood und sein Vater irgendwie nicht richtig erreichbar. Die Schule ist doof, Freunde hat er auch keine, weil – ja, richtig! – Außenseiter. Genau der richtige Zeitpunkt für Sommerferien, in denen sich ein Junge wie er ausgiebig langweilen kann. Aber zum Glück kommt es anders. Durch einen Aushilfsjob im örtlichen Kino findet er Beschäftigung und plötzlich auch noch neue Freunde. Darunter ist auch ein Mädchen, mit dem sogar noch mehr passieren könnte. Oder doch nicht? You’ll never know …

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Die Suche nach dem verschwundenen Dienstag

Ach, es kann schon ein Kreuz sein, wenn man in einer Familie die Jüngste ist. Und wenn man dann auch noch nicht so ein Oberkracher ist wie die älteren Geschwister … da kann es einem Kind schon mal passieren, dass sowohl Geschwister als auch Eltern einen nicht so ganz für voll nehmen. Oder die Fähigkeiten, die man zeigt, als nicht so brillant, interessant oder bemerkenswert bewertet. Was das mit einem so mindergeschätzten Nachwuchs anstellen kann, reicht von „ich schaffe es trotzdem, ihr Idioten“ über „oh, ich bin nicht so dolle, aber nun ja …“ bis hin zu „ich bin ein Totalversager“. Ersteres und Letzteres können bei ausreichend Überzeugung dann zu einem recht anstrengenden Leben führen.

Anemona Moss ist so ein wenig wertgeschätztes Kind: Sie kann „nur“ verlorene Sachen wiederfinden. Ich finde das ja eine ziemlich beeindruckende Gabe. In unserer Gesellschaft hätte sie wahrscheinlich jeden Tag zig Angebote auf einen Job bei der Polizei oder im Geheimdienst oder bei Versicherern oder so. Also überall, wo es darum geht, Dinge wiederzufinden, die verloren gegangen sind.

Aber in Immerda, wo die Geschichte spielt, herrscht die Bruderschaft des Wol (ein Orden), die zwar gerne alles kontrolliert, aber definitv und absolut gegen jegliche Magie ist. Und da Anemona die Sachen mithilfe ihrer Magie wiederfindet, wird sie auch keine Stelle irgendwo bekommen.

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Happy Birthday und ein gutes Finden im neuen Jahr!!!

Ja, es gibt Dinge, die kriegt man allein nicht hin. Fußbodenverlegen, Reiten lernen, Krokodilfutter kaufen – hierfür sollte man lieber einen Fachmenschen fragen. Unsere liebe Chairlounge erfährt das in dieser Zeit am eigenen Leib. Sie ist nämlich allmählich alt genug um auszuziehen und auf eigenen Füßen zu stehen. Und dann ist guter Rat ab und zu teuer.

Doch um sich im Falle eines Falles unter all den teuren Möglichkeiten die günstigste oder zumindest passendste Alternative herauszusuchen, gibt es ja die berühmten Gelben Seiten. Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, die unserer Chairlounge widerfahren können, mussten wir die allerdings ein bisschen anpassen.

Damit auch ihr euch immer zurechtfindet, hier Chairlounges Gelbe Seiten

 

 

Ich möchte mal lesen: Mary Renault

Ich sitze praktisch auf gepackten Koffern. Grund dafür ist eine Reise nach Griechenland. Reise klingt vielleicht jetzt etwas zu sehr nach langer Auszeit und Abenteuer – nein, es ist diesmal ein Pauschalurlaub am Meer. Aber trotzdem Griechenland. Das Land, in das ich vor allem als Kind immer reisen wollte, aber es nie getan habe.

Grund für meine frühe Griechenland-Begeisterung waren natürlich Bücher. Zum einen der Roman Delphinensommer, über den in unserer Chairlounge bereits ausführlich berichtet wurde. Zum anderen ein Buch, an das ich mich leider kaum erinnere. Es ging um einen Jungen im antiken Griechenland, der aufgrund irgendwelcher Umstände von Zuhause weggeht und daraufhin einen sehr interessanten und abwechslungsreichen curriculum vitae entwickelt. Wenn ich mich richtig erinnere, konnte der Junge (ich weiß nicht einmal mehr, wie alt er war) ziemlich gut laufen, was ihn zu den Olympischen Spielen brachte. Dort gewann er dann prompt den Sprint, wurde aber kurz darauf in irgendeinem Krieg gefangen genommen. Da Olympiasieger aber gar nicht gefangen genommen werden durften, war er alsbald wieder auf freiem Fuß. Das letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass er eine Art laufendes Telegramm wird, indem er wichtige Botschaften von wichtigen Menschen mündlich an ebenso wichtige Empfänger übermittelt. Die oft nicht allzu geringe Distanz (Athen – Thessaloniki zum Beispiel) legt er dabei laufend zurück und merkt sich den zu überbringenden Text aber wortgetreu. Diese Aufgabe war anscheinend der Traumberuf des Jungen und am Ende des Romans führt er diesen Beruf auch aus. Wie ihr merkt, finde auch ich diese Tätigkeit äußerst faszinierend. Ich würde es aber selbst nicht machen wollen.

Ich habe mich auf der Suche nach diesem Buch wundgegoogelt und bin leider trotzdem nicht fündig geworden. Stattdessen bin ich auf eine Autorin namens Mary Renault gestoßen. Mary Renault wurde 1905 in London geboren, studierte in Oxford und wanderte kurz nach dem zweiten Weltkrieg nach Südafrika aus. Am liebsten schrieb sie anscheinend Bücher über das antike Griechenland, sowohl Romane als auch Sachbücher. Ihr Roman Der Läufer und sein Held scheint eine immerhin eine gewissen Kultstatus zu haben. Kurz habe ich überlegt, ob das besagtes Buch meiner Kindheit war, aber ich bin mir nicht sicher.

Da ihre Bücher neben der mehr oder weniger originalgetreuen Schilderung des Lebens im antiken Griechenland auch noch queere Romantik zu bieten haben – daher wohl auch viele treue Fans – bin ich neugierig geworden und entschlossen, in den nächsten Monaten folgende Romane zu lesen:

Der Läufer und sein Held (im Orginal übrigens: The Last of the Wine – abgefahren, oder?): Zwei Freunde geraten gemeinsam in den Spartanischen Krieg, die Olympischen Spiele und den Unterricht bei Sokrates und verlieben sich dabei ineinander.

The Praise Singer (den deutschen Titel kenne ich leider nicht): ein Junge entkommt seiner schwierigen Kindheit, als ihn eine Lobsänger unter seine Fittiche nimmt und ihn in Gesang, Tanz und Poesie unterrichtet.

Um eines der beiden Bücher für meinen Urlaub zu kaufen, ist es jetzt leider zu spät. Aber vielleicht umso besser: beim Lesen der Bücher nach meiner Rückkehr bleibt das Urlaubsfeeling vielleicht noch ein bisschen länger bestehen. 🙂

Ich lese gerade: Luyánta

Mittlerweile ist es ja schon ziemlich absurd, dass in – gefühlt – jedem zweiten Fantasy-Buch Tierwandler zu finden sind. Da wird vom Menschen in Delphine, Haie, Eulen und in mehr als Brehms Tierleben hergibt gewandelt. Die Protagonist*innen verbinden so ganz praktisch verschiedene Fähigkeiten miteinander, können als Pferd schnell rennen oder als Eule lautlos durch die Gegend fliegen. Es ist irgendwie inflationär – man bekommt den Eindruck, dass es mal wieder eine Erfolgsgeschichte gab und jetzt alle mitmachen, weil sie auch ein Stück vom Verkaufskuchen abhaben wollen.

Auch in Luyánta ist das so … Allerdings kann sich die Hauptperson Luyánta in ein Murmeltier verwandeln und das ist ja schon mal was anderes. Wer hätte gedacht, dass sich Murmeltiere als Helden eignen???

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Abschied von Rune

„Sara ist Runes beste Freundin. Rune ist Saras bester Freund.“ Mit diesen simplen Sätzen beginnt eines der schönsten und traurigsten Bilderbücher, die ich kenne. Es handelt vom Tod und vom Abschied, aber auch von Freundschaft und Erinnerung. Aus aktuellem persönlichen Anlass habe ich das Buch nach vielen Jahren mal wieder in die Hand genommen und war erfreut darüber, dass es mich immer noch so berührt, wie es das immer schon zu tun vermochte.

Rune und Sara also. Zwei Freunde irgendwo auf dem Land in Norwegen. Man erfährt nicht genau, wie alt die beiden sind (vielleicht um die acht oder neun?) oder was sie im Alltag beschäftigt oder Ähnliches. Die Geschichte nimmt einen gleich mit zu ihrem Spiel an einem See. Es ist Winter und ziemlich kalt, aber trotzdem sind die beiden zusammen draußen. Sie stellen sich vor, verheiratet zu sein (etwas, das die beiden später fest vorhaben) und Rune jetzt mit seinem Boot auf den See fahren muss, um zu fischen. Sara bleibt an Land und deshalb verabschiedet sich Rune von ihr mit einem Kuss auf die Wange. So wie ihre Eltern das auch tun.

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Häschen hüpf

Es ostert wieder!

Mit Ostern verbinden wir gern bemalte Eier, Frühling, die ersten Blümchen, ein paar freie Tage und natürlich den Osterhasen. Der bringt ja, wie wir alle wissen, die bunten Eier und sieht dabei auch noch unendlich putzig aus. Kaum jemand hat den flitzigen Nager beim Ausführen seines wichtigen Auftrags persönlich zu Gesicht bekommen, aber er ist ein fester Bestandteil der österlichen Kultur. Warum gerade der Hase diesen Platz eingenommen hat, ist schwer zu erklären. Es könnte an bereits benannter Putzigkeit liegen oder daran, dass auch er für den Frühlingsanfang steht: Mit Beginn des warmen Wetters kommen Hasen und Kaninchen zum Vorschein, fetzen durch die Sonne und bringen am besten gleich ihren Nachwuchs mit. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass wir durchaus um die Unterschiede zwischen Hasen und Kaninchen wissen. Die spielen aber in Bezug auf Ostern ausnahmsweise mal keine Rolle.

Aufgrund seiner Beliebtheit hat es der Hase/das Kaninchen auch in das eine oder andere literarische Werk geschafft. Die Bücher, die das Tier aufgreifen, haben wiederum nicht immer etwas mit Ostern zu tun. Wir wollten trotzdem mal gucken, welche Hasenliteratur es so gibt und worum es da – wenn nicht um Ostern – geht.

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