Meine neueste Errungenschaft in Sachen Bücher ist Invasion der Zukunft, ein Buch über Science Fiction. Und da schmökere ich mich gerade durch. Ich lese ja ganz gerne solche Werke. Erstens hat man einfach mal einen – natürlicherweise unvollständigen, aber immerhin – Überblick über das Genre. Und zweitens sind dort neben den Klassikern und oft Bekanntem auch Bücher aufgelistet, die man noch nicht gelesen hat. So hat man neben dem, ja, nennen wir es mal so, Erkenntnisgewinn auch noch ein paar Anregungen für neuen Lesestoff.
Üblicherweise legen Bücher über Science Fiction mit den Ursprüngen der Zukunftsgeschichten los, allen voran die Utopien. Hier taucht in der Regel Thomas Morus mit seinem Utopia auf, aber manch einer fängt schon bei den Griechen an. Von Peschke erwähnt etwa Platons Politeia. Jules Verne und Herbert G. Wells dürfen nicht fehlen und natürlich auch die große Zeit der ersten sogenannten Science-Fiction-Stories und der Magazine, wie sie in den USA der Zwanzigerjahre ihren Anfang nahmen, wie Amazing Stories und andere.
Von Peschkes Werk gefällt mir ganz gut, weil er keine Geschichtsstunde macht. Ja, die Werke kommen vor, ja, er weist auf die Ursprünge hin – aber er ordnet den Stoff thematisch, ganz im Sinne des Untertitels Die Welten der Science Fiction. Und so fehlt die ellenlange Historie glücklicherweise. Zudem zeigt er medienunabhängig, was so alles unterwegs ist. Film wird neben Buch gestellt und die Computergames fehlen auch nicht. Sogar das ein oder andere Rollen- oder Brettspiel findet Platz.
Insofern ist Invasion der Zukunft ein netter bunter Reigen, in dem Klassiker genauso Platz haben wie neuere Werke. Auch das ein oder andere ungewöhnliche Buch findet Platz, etwa Sultana’s Dream (von Rokheya Shekhawat Hossein), ein Buch über eine Weiterentwicklung der indischen Gesellschaft, in der die Frauen die Geschicke weiter Teile des Landes in die Hand nehmen. Von Peschke hangelt sich von der Technik über Utopien und Dystopien, Kriege und Katastrophen über die Neugestaltung des Menschen, „Was-wäre-wenn-Geschichten“ hin zu anderen Planeten, der Raumfahrt und natürlich den Aliens durch die ganze Bandbreite, die die Science Fiction heute bietet. Das ist ganz schön.
Naturgemäß kann ein Werk über ein Genre nicht vollständig sein. Es sind einfach zu viele Bücher etc. auf dem Markt, als dass ein Autor sie alle gelesen haben könnte. Das ist klar. Allerdings wirkt Invasion der Zukunft auf mich oft so, als hätte von Peschke seine liebsten Bücher und auch einige Hassobjekte (vor allem rechtsorientierte Science Fiction) genommen und beschrieben. Und das auf eine, wie ich finde, oft eher oberflächliche Art und Weise.
Mehrfach kommen fast ähnliche Sätze vor, zum Beispiel, wenn er darauf hinweist, dass Hugo Gernsback mit seinen Amazing Stories gerne kluge Zukunftsliteratur bringen wollte und leider feststellen musste, dass die Leser lieber Action haben wollten. Das fällt zumindest mir umso mehr auf, weil das Buch so leicht weglesbar ist. Hier wäre ein bisschen mehr Lektorat hübsch gewesen.
Besonders aufgefallen ist mir der Teil, in dem es um die Aliens geht. Sind die Aliens nun von der Körperfressersorte oder doch gute Kumpels, ist die alte Frage, die viele Autoren umtreibt. Ja, die westliche Autorenschaft neigt (naturgemäß?) eher der Alien-gleich-Feind-Variante zu und hierüber schreibt von Peschke auch ausführlich. Ich hätte es gut gefunden, wenn hier gleichgewichtig auch andere Ideen zu Papier gekommen wären. Aber leider fand man solche Außerirdischen meiner Erfahrung nach eher in den Büchern des ehemaligen Ostblocks – und die kennt heute natürlich kaum einer.
Also ein Fazit: Ja, kann man das Buch nett in ein paar Stunden lesen. Wenn man noch nie so ein Buch gelesen hat und sich dafür interessiert, hat man auf jeden Fall ein paar Ideen und Gedanken vor sich, über die man selbst sinnieren kann. Die Einteilung in die verschiedenen Aspekte von Science Fiction ist gut. Und die Bibliografie ist prima, um sich inspirieren zu lassen. Für einen umfassenderen Überblick sollte man jedoch lieber zum Millionen-Jahre-Traum von Brian Aldiss oder ähnlichen Werken greifen – allerdings sind darin dann keine aktuelleren Werke vorhanden.
Interessiert? Hier die Fakten:
Titel |
Invasion der Zukunft. Die Welten der Science-Fiction
|
Autor |
Hans-Peter von Peschke |
Seiten |
319 |
Ausstattung |
Taschenbuch |
Verlag |
Theiss |
Jahr |
2016 |